Wie ich mein Klavier fand
Es besteht seit ich vier Jahre alt bin eine unglaublich tiefe Liebe zwischen mir und dem Klavierspiel. Wenn ich irgendwo den Klang eines Klaviers höre, passiert etwas mit mir. Es wird mir warm in der Seele. Es ist ein Heimkommen. Es ist der Himmel für mich. Das war immer schon so und hat sich bis heute nicht geändert.
Wie finde ich das richtige Instrument?
Das Finden des richtigen Instruments hat bei mir sehr lange gedauert. Einerseits macht man im Leben verschiedene Phasen durch, mag mal eher einen klaren, trockenen Klang, mal eher einen sanften, filzigen Klang, mag den harten oder den weichen Anschlag etc…Ich mag den filzigen, rauhen, warmen Klang schon seit vielen Jahren am Liebsten. Er hat für mich etwas Warmes und Natürliches und schwingt ganz speziell schön für mein Empfinden.
Andererseits spielt auch das Äussere eine Rolle. Ich wollte nie ein schwarzes Klavier. Von den anderen Klavieren gab und gibt es aber nicht so eine grosse Auswahl, weil die sich viel schlechter verkaufen lassen.
Auch wollte ich nie ein neues Klavier, sondern eines, das bereits eingespielt ist, seine Eigenheiten bei der ersten Begegnung offenbart, sich ehrlich zeigt. Neue Instrumente müssen sich erst finden und ankommen und ihr Holz ist oft nicht mehr lange genug abgehangen (bei einem guten Klavier braucht das ca. 30 Jahre). Auch wollte ich ein mitteleuropäisches Holz, was die klimatischen Verhältnisse hier schon gewohnt ist und nicht mehr so stark reagiert.
Eingespielte Instrumente sind Wesen, die sich freuen, wenn sie gespielt werden, klingen dürfen, ihre Bestimmung leben. Ihr Wesen ist so unterschiedlich! Manchmal sitze ich an ein Instrument und möchte gar nicht mehr aufhören zu spielen. Doch manchmal (zum Glück sehr selten) komme ich auch an ein Instrument und kämpfe einen ganzen Abend lang mit einem Feind….
Nach vielen Zwischenstationen: So kam meine grosse Liebe zu mir
Mein erstes Klavier war das meiner Kindheit, dann durfte ich einen Flügel leihen, später hat ein Arzt, der einige Jahre ins Ausland ging, mir seinen Flügel untergestellt. Aber als er zurück kam, wollte er ihn natürlich wieder zurück. Dann habe ich mir einen Flügel gekauft, der für meine finanziellen Verhältnisse erschwinglich war, aber nicht mein Herzinstrument wurde. Das habe ich dann recht schnell bereut und weiter gesucht. Diesen konnte ich gegen ein Konzertklavier eintauschen, welches aber zu hart war zum spielen und vor allem zum Üben. Sieben Stunden harter Anschlag wird von den Gelenken nicht gut angenommen.
Dann fand ich mein jetziges Klavier in einem Showroom eines Musikhauses. Ich habe bis dahin immer wieder an verschiedenen Orten Probe gespielt. An jenem Morgen musste ich eigentlich Noten kaufen und fuhr in einem Glaslift an der Etage mit den Instrumenten vorbei. Sofort blieb mein Blick haften: Diese Klavier ist neu hier! Äusserlich hat es mich sofort angesprungen! Kupfergoldenes Kirschbaumholz (ich habe eine ganz besondere Verbindung zu Kirschbäumen), geschwungene, kunstvolle Formen, 3 Pedalen, gute Höhe des Klangkörpers, es ist ein Hoffmann aus der Ex-DDR, wo man sich noch Zeit nahm um gute Instrumente zu erschaffen – es war wie ein Magnet; als hätte es mich gerufen. Ich musste sofort aussteigen und es spielen gehen. Und wie arrangiert kam während Stunden kein Kunde, kein Stimmer musste arbeiten – ich kam gar nicht mehr weg. Und das, obwohl es noch nicht gestimmt war, weil es just an jenem Morgen geliefert wurde aus privatem Besitz. Das Klavier trug mich in eine total andere Welt und es war als hätte ich einen lang ersehnten Freund gefunden. So ist das noch heute. Es ist ausgeglichen, ob es an einer kalten oder warmen (Innen-) Wand steht, trägt mich in Welten des Friedens, kann ordentlich aufdrehen und dramatisch werden aber auch sanftlieblich hauchen.
Ihr seht: Es ist eine tiefe Liebe!